Primäres Ziel der Lehramtsstudien ist die wissenschaftliche (fachliche, fachdidaktische und
pädagogische) Vorbereitung auf das Lehramt an Mittleren und Höheren Schulen. Die
Studierenden werden dazu qualifiziert, die Bildungsziele des österreichischen Schulwesens
verantwortungsvoll zu realisieren. Darüber hinaus qualifizieren die an der Universität
Klagenfurt angebotenen Lehramtsstudien auch für andere Tätigkeitsfelder, beispielsweise für
Aufgaben im Bereich der formalen Erwachsenenbildung wie auch im Bereich der informellen
Bildung. Die Studierenden lernen an ihrer eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, entwickeln in
Ansätzen eine Berufsrollen-Identität und richten ihr individuelles Studium darauf hin aus.
Dabei lassen sich analytisch drei Bereiche von Kompetenzen unterscheiden, die jedoch nicht
getrennt, sondern nur in integrativer Weise erwerbbar sind:
• Fähigkeit zum konstruktiven und kritischen Umgang mit dem Fachwissen
• Kompetenzen zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen
• soziale Kompetenzen und die Fähigkeit, diese anderen zu vermitteln
Diese Qualifikationen können im Rahmen einer verantwortungsvollen wissenschaftlichen
Ausbildung nur grundgelegt werden. Sie müssen in einer zweiten Phase der Ausbildung
(Unterrichtspraktikum) weiter entwickelt und schließlich in einer “dritten Phase” durch
selbständige Fortbildung ständig erhöht werden.
Diese umfassende Ausbildung qualifiziert die Absolventinnen und Absolventen der
Lehramtsstudien in ausgezeichneter Weise auch für eine Reihe von anderen Berufsfeldern.
Fähigkeit zum konstruktiven und kritischen Umgang mit dem Fachwissen
Diese Fähigkeit erfordert eine besonders hohe inhaltliche Kompetenz der künftigen
Lehrkräfte, die in der Lage sein müssen, die jeweiligen Fachinhalte reflektiert auszuwählen,
zu begründen, im Zusammenhang mit der Lebenswelt ihrer Schüler und Schülerinnen
darzustellen und entsprechende Vertiefungsmöglichkeiten anzubieten.
Solide Grundkenntnisse im jeweiligen Fach sind deshalb die unerläßliche Basis jeder
wissenschaftlichen Lehrer- und Lehrerinnenausbildung. Doch längst geht es nicht mehr
ausschließlich darum, Wissen zu erwerben. Vielmehr muss zugleich mit dem Wissenserwerb
auch die Fähigkeit angelegt werden, Wissen selbständig zu erweitern und den eigenen
Lernprozess - unter Verwendung aller verfügbaren Medien - zu organisieren. Insbesondere
die Nutzung der Möglichkeiten der Informationstechnologie ist Bestandteil der Ausbildung
wie auch Ziel der Qualifikation für den Lehrberuf.
Entscheidend dafür ist, sich im Studium nicht nur mit den Inhalten des Faches, sondern auch
mit dessen Sinnfragen und Zielen auseinanderzusetzen. Es werden deswegen gerade für
Lehramtsstudierende Lehrveranstaltungen angeboten, die zur Reflexion mit der “Philosophie”
des jeweiligen Faches herausfordern.
Es wird auch berücksichtigt, dass die inhaltlichen Anforderungen der Schulfächer oft nicht
mit dem Kernbereich des Studienfaches übereinstimmen. Deshalb werden für
Lehramtsstudierende gegebenenfalls entsprechende Lehrveranstaltungen angeboten.
Kompetenzen zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen
Die fachwissenschaftliche Ausbildung stellt das Hauptkontingent an Lehrveranstaltungen. Sie
ist daher auch der am stärksten prägende Faktor für die Entwicklung der jeweiligen
Lernkultur. Die Art der fachwissenschaftlichen Vermittlung ist auch entscheidend für die
Herausbildung der didaktischen, pädagogischen und sozialen Kompetenzen der künftigen
Lehrkräfte. Gerade in der fachwissenschaftlichen Ausbildung müssen die Studierenden daher
Erfahrungen mit selbständigem Arbeiten, Teamarbeit, Projekten, mit der Aufbereitung und
Präsentation von Wissen und der Evaluation von Lehr- und Lernprozessen machen.
Aufgabe der fachdidaktischen bzw. pädagogischen Lehrveranstaltungen ist es darüber hinaus,
die Studierenden mit den Grundfragen des jeweiligen Schulfaches zu konfrontieren, um sie zu
befähigen, Lehrstoffe gezielt auszuwählen und aufzubereiten. Weiters geht es darum, ein
breites Methodenrepertoire aufzubauen und die Fähigkeit zur kritischen Evaluation der
eigenen Arbeit sowie von Lernprozessen zu entwickeln. Dazu gehört auch, die Studierenden
zu einer bewußten Auseinandersetzung mit tradierten Vorstellungen von Lehren und Lernen
zu veranlassen, um ihnen den Aufbau einer Berufsidentität als Lehrer bzw. Lehrerin zu
ermöglichen.
Zu den wesentlichen Inhalten der pädagogischen Ausbildung zählen darüber hinaus die
Bearbeitung der institutionellen Bedingungen des österreichischen Schulwesens sowie der
berufsrelevanten Aspekte des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen. Dazu gehört die
Vermittlung von Erkenntnissen über Erziehung und Sozialisation ebenso wie über
Koedukation, interkulturelle Bildung und das gemeinsame Lernen von Menschen mit und
ohne Behinderungen. Weitere Inhalte stehen im Zusammenhang mit Kooperation, Planung
und Management in einer sich selbst entwickelnden Schule.
Durch Einbindung in die Schulpraxis bekommen die Studierenden ferner Anstöße, ihr
Fachwissen neu zu organisieren, elementare Lücken gezielt zu schließen und die ihnen
entsprechenden Formen der Vermittlung und des Lehrens zu erproben. Das gesetzlich
verankerte Schulpraktikum ermöglicht nur eine erste Orientierung. Deshalb werden möglichst
viele fachdidaktische und pädagogische Lehrveranstaltungen ebenfalls mit schulpraktischem
Bezug durchgeführt. Dies geschieht zum Beispiel durch:
• Einbeziehung von Lehrkräften als Lektoren bzw. Lektorinnen
• Exkursionen, Hospitationen im Rahmen von Lehrveranstaltungen
• Kooperation mit Partnerschulen, die den Studierenden eine Erprobung von
Unterrichtsentwürfen ermöglichen
• Beteiligung der Studierenden an schulischen Projekten.
Soziale Kompetenzen und die Fähigkeit, diese anderen zu vermitteln
Dem Funktionswandel der Schule entsprechend genügt es nicht mehr, die erforderlichen
Fähigkeiten ausschließlich als “Lehrkompetenzen “ zu konzipieren. Lehrerinnen und Lehrer
müssen heute Schule gestalten und in der Schule Lernen organisieren können. Das sind
vor allem soziale und kommunikative Kompetenzen:
• Kommunikative Fähigkeiten
• Präsentation und Darstellung
• Teamfähigkeit
• Fähigkeit zum konstruktiven Umgang mit Ungleichheiten und Differenzen
(Geschlecht, Kultur, soziale Schicht usw.)
• Fähigkeit zum konstruktiven Umgang mit Konflikten
Wesentlich ist, dass diese Kompetenzen nicht neben, sondern in enger Verbindung mit den
fachlichen Kompetenzen gelehrt und erworben werden. Die Studierenden werden deshalb
dazu qualifiziert, sich die vielfältigen Anknüpfungspunkte ihrer Fächer mit sozialen
Kompetenzen bewußt zu machen und sie praktisch zu verbinden. Wieder gilt, dass die
Grundlage für die Ausbildung dieser Fähigkeiten die entsprechende Gestaltung der
fachwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen ist. In den pädagogischen und fachdidaktischen
Lehrveranstaltungen, nicht zuletzt in der Studieneinheit Projektstudium, wird darüber hinaus
systematisch und gezielt an diesen Kompetenzen gearbeitet.
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