(1) Die in allen Berufsfeldern zu beobachtende beschleunigte Veränderung der beruflichen
Anforderungen und Rahmenbedingungen läßt eine langfristige Vorhersage über die berufspraktische
Relevanz einmal erworbenen Wissens kaum mehr zu. Für den Bereich romanistischer
Berufsvorbildungen muß dies umso mehr gelten, als ein einheitliches, klar definiertes Berufsbild für
Romanisten nicht gegeben ist, wiewohl das Romanistikstudium dank seiner inhaltlichen und
methodischen Kompetenzen eine weite Palette beruflicher Tätigkeiten eröffnet. Bei der Ausbildung
künftiger Romanistinnen und Romanisten ist daher neben der Vermittlung eines profunden
Fachwissens besonderer Wert auf die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen zu legen, die
geistige Offenheit und methodische Flexibilität für die Einarbeitung in schnell wechselnde berufliche
Anforderungsprofile gewährleisten.
(2) Fachspezifische Kompetenzen:
a) Sprachpraktische Kompetenzen:
Darunter sind mündliche und schriftliche Fertigkeiten sowohl in der Textrezeption als auch in der
Textproduktion in zumindest einer romanischen Sprache zu verstehen. Sie werden in differenzierten
Ausbildungsschritten durch mündliche wie schriftliche Textsortener- und verarbeitung, die
gründliche grammatische Reflexion über die Fremdsprache und Übersetzungen aus der und in die
Fremdsprache gewonnen.
b) Sprachwissenschaftliche Kompetenzen:
Es handelt sich hierbei um Kompetenzen, die sich Studierende durch das diachrone wie synchrone
Studium der Strukturen und Funktionen der verschiedenen Bereiche von Sprache im allgemeinen und
der studierten Fremdsprache im besonderen aneignen. Sie bestehen ferner in der Kenntnis der jeweils
mündlichen und schriftlichen regionalen, sozialen, situativen Varianten der Fremdsprache in
konkreten sprachlichen Kontexten. Sie betreffen weiters die Fähigkeit, die Erkenntnisziele der
verschiedenen sprachwissenschaftlichen Theorien kritisch sichten und sprachwissenschaftliche
Methoden exemplarisch auf die Untersuchung und Beschreibung konkreter sprachlicher
Erscheinungen anwenden zu können.
c) Literaturwissenschaftliche Kompetenzen:
Dies sind jene Kompetenzen, die die Fähigkeit zum kritischen Umgang vor allem mit literarischen,
aber auch mit nichtliterarischen Texten des gewählten Sprach- und Kulturraumes in diachroner und
synchroner Sicht betreffen. Sie resultieren aus der genauen Kenntnis der Produktionsbedingungen,
der historisch-gesellschaftlichen Zusammenhänge und der Traditionen des literarischen Geschehens.
Diese Kompetenzen schließen auch die Fähigkeit mit ein, mit Theorien der literarischen Betrachtung
umgehen und literaturwissenschaftliche Methoden exemplarisch auf die Analyse konkreter
literarischer und nichtliterarischer Texte anwenden zu können.
d) Landes- und kulturkundliche Kompetenzen:
Diese Kompetenzen ergeben sich aus der Aneignung von Wissen rund um den kulturellen,
politischen, sozialen und wirtschaftlichen Kontext des gewählten Sprachraumes in Geschichte und
Gegenwart. Sie bestehen auch in der Fähigkeit, sich mit den diesen Sprachraum betreffenden
Problemen immer wieder neu und kritisch auseinandersetzen und nach wissenschaftlichen Kriterien
damit verbundene Themen erarbeiten zu können.
(3) Schlüsselqualifikationen:
Fähigkeiten, die sich Studierende der Romanistik neben ihren fachspezifischen Kompetenzen
aneignen und die sie dazu befähigen sollen, Berufsaufgaben in unterschiedlichen Berufsfeldern zu
übernehmen. Im besonderen seien hervorgehoben:
· Schriftliche und mündliche Ausdrucksfähigkeit: Studierende der Romanistik müssen im Laufe
ihres Studiums zahlreiche Arbeiten in der Fremdsprache, aber auch in ihrer Muttersprache
schreiben, in Proseminaren und Seminaren Referate halten und Arbeitsergebnisse zur Diskussion
stellen. Dabei lernen sie auch unterschiedliche Inhalte zu präsentieren, komplizierte Sachverhalte
auf verständliche und überzeugende Art darzustellen, eigene Standpunkte zu verteidigen, andere
Sichtweisen zu kritisieren, gezielt Fragen zu stellen und andererseits auf Fragen präzis zu
antworten. Eine ihrer Schlüsselqualifikationen ist demnach die kommunikative Kompetenz.
· Fähigkeit, sich durch das Denken in Alternativen von starren Denkmustern zu lösen und offen zu
sein für unkonventionelle und kreative Lösungen. Die intensive kritisch-wertende Beschäftigung
mit der Fachliteratur und ihren verschiedenen Lehrmeinungen, die das Romanistik-Studium
kennzeichnet, scheint bestens geeignet, diese Fähigkeit bei den Studierenden und Absolventinnen
und Absolventen herauszubilden.
· Systematische Annäherung an neue Aufgabenstellungen: In der Sprach- und in der
Literaturwissenschaft werden Texte einer wissenschaftlichen Analyse unterzogen. Zur
Aufgabenstellung der Studierenden gehört nicht nur die Auseinandersetzung mit den
einschlägigen Theorien, sondern auch die darauf aufbauende Erarbeitung eigener, problemadäquater
theoretischer Ansätze. Dabei lernen Studierende der romanistischen Studienrichtungen
auch die gezielte und selbständige Lösung von Problemen sowie den kritischen Umgang mit den
eigenen Lösungsstrategien.
· Denken in Zusammenhängen: durch die Vernetzung der romanistischen Fächer mit anderen
Wissensgebieten und Nachbardisziplinen werden die Studierenden befähigt, in größeren
Zusammenhängen zu denken und bei den zu bewältigenden Aufgaben mehrere Aspekte in
Betracht zu ziehen
· Selbständigkeit: Studierende der Romanistik sind während des gesamten Studiums gehalten,
erforderliche Informationen selbständig zu finden und zu beschaffen. Die Anfertigung einer
beträchtlichen Zahl eigenständiger wissenschaftlicher Arbeiten erfordert und fördert die
Fähigkeit, die eigene Arbeit effizient zu organisieren und diszipliniert und mit Eigeninitiative zu
erledigen.
· Interkulturelle und kulturüberschreitende Kompetenzen: Romanistinnen und Romanisten sind
ständig mit der soziokulturellen Realität des entsprechenden romanischen Sprachraumes
konfrontiert. Sie sind gewohnt, sich gleichermaßen im Kontext der eigenen wie in jenem der
fremden Kultur zu bewegen und flexibel die jeweiligen unterschiedlichen Sichtweisen und
Denktraditione n zu berücksichtigen. Dies impliziert auch eine entsprechende Weltoffenheit und
Toleranz.
· Teamfähigkeit wird insbesondere im Zusammenhang mit dem Lehrveranstaltungstyp
Projektseminar entwickelt und gefördert.
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