Die grosse
Bedeutung des Gebietes der Technischen Informatik ist primär durch die
immer stärkere Verbreitung von Embedded Systems in Gegenständen des
täglichen Lebens bedingt: Eingebettete Mikroprozessoren finden sich in
Kommunikationsgeräten, Autos und medizinischen Apparaten genauso wie in
Industrieanlagen, Haushaltsgeräten und Systemen der
Unterhaltungselektronik. Die daraus resultierenden intelligenten
Produkte sind benutzerfreundlicher und sicherer, haben besseren
Wirkungsgrad und sind darüberhinaus in der Lage, mit ihrer Umgebung zu
kommunizieren und somit als Teil eines umfassenderen Systems zu
agieren. Als solches leisten sie wichtige Beträge für die Gesundheit,
Lebensqualität und Sicherheit der Menschen in unserer Gesellschaft,
verbessern deren Kommunikation und Mobilität und tragen durch die
Optimierung von Produktionsverfahren entscheidend zur Schonung von
Umwelt und Ressourcen bei.
Die klassische
Domäne der Technischen Informatik hat sich dementsprechend stark
gewandelt: Die primäre Beschäftigung mit der Hardwarearchitektur von
Computersystemen und Prozessoren ist längst einem integrativen Ansatz
gewichen, der Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik,
Kommunikationstechnologie und Informatik vereinigt und darüberhinaus
auch starken Anwendungsbezug einschliesst. Dabei kommt, unbeschadet des
starken Bezugs zur Elektrotechnik in den unteren Schichten, den
Protokollen und der Software auf höheren Ebenen immer grössere
Bedeutung zu. Eine zentrale Stellung nimmt das Management der immer
grösser werdenden Komplexität vernetzter eingebetteter Computersysteme
(„Internet of everything") bei immer (sicherheits-)kritischer werdenden
Anwendungen ein, das ohne holistische Sichtweise in Bezug auf die
verteilte Systemarchitektur nicht zu bewältigen ist:
Kommunikationsfähigkeit, Power/Resource-Efizienz, Fehlertoleranz,
Security, Echtzeitfähigkeit usw. müssen hier gleichzeitig gewährleistet
werden. Die Entwicklung entsprechender Grundlagen und geeigneter
Design- und Verifikationswerkzeuge stellt eine ungeheure
Herausforderung gerade für die Technische Informatik dar.
International ist
Technische Informatik daher ein wohleingeführtes Fachgebiet.
Entsprechende Studiengänge (Computer Engineering) gibt es an fast allen
grösseren ausländischen Universitäten. National gesehen kommt der
Technischen Universität auf Grund der beträchtlichen Fachkompetenz im
Bereich der technischen Informatik, vor allem innerhalb der Fakultät
für technische Naturwissenschaften und Informatik und in der Fakultät
für Elektrotechnik, eine führende Position in der österreichischen
Universit ätslandschaft zu.
Der Verteilung der
einschlägigen Kompetenz an der Technischen Universität Wien Rechnung
tragend wird sowohl das Bakkalaureats- als auch (insbesondere) das
Magisterstudium Technische Informatik in enger Zusammenarbeit mit der
Fakultät für Elektrotechnik implementiert.
Im Vergleich mit
den an österreichischen Fachhochschulen (FH) angebotenen einschlägigen
Studiengängen zeichnet sich das auf dem Bakkalaureat aufbauende
Magisterstudium
Technische Informatik (Mag-TI) folgendermassen aus:
· Das
Mag-TI ist wesentlich grundlagen- und wissenschaftsorientierter als ein
FHStudiengang. Es stellt daher nicht nur eine solide Grundlage für
anspruchsvolle Positionen in der einschlägigen Industrie bereit,
sondern ist insbesondere auch als Ausgangsbasis für eine
wissenschaftliche Karriere gedacht.
· Das
Bakkalaureats- und Magisterstudium erlaubt ein anschliessendes
Doktoratsstudium ohne die zahlreichen Zusatzprüfungen, die etwa nach
dem Abschluss eines FH-Studiums in der Regel nötig sind.
· Im
Mag-TI gibt es umfassende Wahlmöglichkeiten, was individuelle
Interessen stimuliert und die Entwicklung von Kreativität und
selbständigen Persönlichkeiten fördert.
· Die
Entscheidung "Magisterstudium vs. Berufseinstieg“ muss nicht am
Studienbeginn, sondern erst bei Abschluss des Bakkalaureatsstudiums
(oder sogar nach einem unmittelbaren Berufseinstieg) getroffen werden.
· Die
Wahlfächer des Mag-TI werden in Form von grösseren Modulen organisiert,
die aus mehreren thematisch zusammengehörigen Lehrveranstaltungen
zusammengesetzt und zum Teil geblockt innerhalb von drei Wochen
abgehalten werden. Derartige Module können somit auch von namhaften
ausländischen Gastvortragenden angeboten und von voll berufstätigen
Studierenden absolviert werden.
Inhaltlich
baut das Magisterstudium auf den im Bakkalaureatsstudium vermittelten
TI-Spezialkenntnissen aus Elektrotechnik, Physik, systemnaher
Programmierung, Embedded Systems, Computer-Kommunikation,
fehlertoleranten Echtzeitsysteme usw. auf. Die letztlich in das
Lehrveranstaltungsangebot des Mag-TI aufgenommenen Module bzw.
Lehrveranstaltungen wurden nach folgenden Kriterien ausgewählt:
· Relevanz für die abgedeckten Berufsfelder (Embedded Systems in der Automation, Embedded Systems in der Telekommunikation);
· nicht mehr als 10 Wahl-Module pro Katalog;
· gegenseitige Abstimmung der angebotenen Basis- und Wahllehrveranstaltungen;
· Basislehrveranstaltungen sollen primär die formal-mathematischen Fähigkeiten ausbilden und Grundlagenwissen vermitteln.
· Einhaltung
gewisser Mindeststandards in zusammengesetzten Wahlmodulen:
Hinreichende "Grösse“ des Themas, vergleichbarer Aufwand und
Schwierigkeitsgrad, mindestens 4-stündig, Kombination einer Vorlesung
mit (Labor-) übung und optionalem Seminar;
· weitestgehende
Mitverwendung von Lehrveranstaltungen, die in Studienplänen anderer
Magister- oder Diplomstudien der Technischen Universität Wien oder der
Universität Wien als Picht- oder gebundenes Wahlfach aufscheinen, um
Qualität und Abhaltung sicherzustellen. |