Die medizinische
Informatik befasst sich mit der systematischen Verarbeitung von Daten,
Informationen und Wissen in der Medizin und im Gesundheitswesen. Ihr
Ziel ist es Lösungen für (konkrete) Probleme der Verarbeitung von
Daten, Informationen und Wissen zu erarbeiten und allgemeine Prinzipien
der Verarbeitung von Daten, Informationen und Wissen zu untersuchen.
Beides ist ausgerichtet auf die Medizin und das Gesundheitswesen. Die
generelle Zielsetzung der medizinischen Informatik ist es, einen
Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung und
medizinischen Forschung zu leisten. Hierzu verwendet sie geeignete
Methoden (z.B. aus der Informatik und der Mathematik), aber auch
eigenständige Methoden und geeignete Werkzeuge.
Sowohl die
medizinische Informatik als Fachgebiet als auch die Informatik und die
Medizin insgesamt haben sich in den letzten Jahren entscheidend
weiterentwickelt. Dies betrifft unter anderem die methodische
Weiterentwicklung innerhalb der medizinischen Informatik verbunden mit
der Ausprägung von Fächerkanons der medizinischen Informatik, wie sie
beispielsweise die "Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik,
Biometrie und Epidemiologie“ (GMDS) und die "International Medical
Informatics Association“ (IMIA) in ihren Empfehlungen zur Ausbildung in
medizinischer Informatik beschrieben haben. Die Weiterentwicklung des
Fachgebiets Medizinische Informatik ist international dadurch geprägt,
dass unter medizinischer Informatik nicht mehr primär der Einsatz
(anwendungsunabhängiger) informatischer Methoden in der Medizin
verstanden wird; es ist vielmehr eine insbesondere auf Methoden und
Werkzeugen der Informatik basierende, auf Probleme und Fragestellungen
der Medizin und des Gesundheitswesen ausgerichtete, eigenständige
methodische Weiterentwicklung zu beobachten. Verbunden mit der
zunehmenden Integration medizinischen Wissens in diese Techniken nimmt
der Einsatz von elektronischen Informationssystemen aller Art in der
Medizin und im Gesundheitswesen schnell zu. Beispiele sind der Einsatz
bildgebender Verfahren für die Diagnostik und die Therapie und der
aktuell rasant wachsende Bereich der Tele-Medizin. Computer werden
immer intensiver zur Unterstützung der Tätigkeiten von ärzten, Pege-
und Verwaltungskräften genutzt (Schlagwort: Qualitätsmanagement). Bei
Operationsmethoden und bei der Planung sowie Simulation von operativen
Eingriffen gewinnen Methoden und Werkzeuge der Informationsverarbeitung
(3-D Navigation, virtuelle/ augmentierte Realität) zunehmend an
Bedeutung. Vor allem die Kommunikation innerhalb und zwischen den
Einrichtungen des Gesundheitswesens ist zunehmend wichtiger geworden.
Im Zuge einer zunehmenden betriebswirtschaftlichen Verantwortlichkeit
in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens wächst das Interesse,
Daten über Kosten-/Leistungsstrukturen in weit höherem Masse als bisher
verfügbar zu haben. Darüber hinaus fordern gesetzliche Bestimmungen,
beispielsweise zur Dokumentation von Diagnosen und Therapien, die
Zusammenstellung und Weiterleitung von Daten der Versorgungsleistung
für eine Qualitätssicherung der medizinischen Versorgung und für die
ausgeprägtere Gesundheitsberichterstattung. So bieten Informationsnetze
wie etwa die internationalen und nationalen Gesundheitsdatennetze oder
das Internet Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren kaum vorstellbar
waren. |